Es war Pride-Month! Wuhu! Ich werde mir nicht die Mühe machen über die lächerliche AFD mit ihrem Stolzmonat zu berichten, sondern mit schönen Themen weiter machen. Pridefeste! Wuhu! *insert Feier-Emoji* Dieses Jahr schaffe ich meinen Rekord mit drei Pridefesten!

Aktuell bin ich bei 2 von 3. Aaaaand I love it. Pridefeste sind die besten Feste. Deswegen bin ich auch am liebsten im Buscheclub. Die Queere Community macht einfach Spaß und die können feiern. So richtig gut feiern. Alle sind gut drauf, nett, freundlich, einfach wunderbar. Und es gibt so viel zu sehen. So viele geile Outfits bei denen ich mir denke „Damn I want that!“

Naja und dann waren da noch die Heteromänner. Diese Typen, die Pöbeln, die grabschen und dich belabern. Zugegeben, Arschlöcher gibt es überall. Aber ich habe nun mal mit vier Heteromännern an zwei Festen unangenehme Erfahrungen gemacht und mit einem Homosexuellen Mann. Und mit keiner Frau, auch keiner homosexuellen, nur mal so. Also hier von wegen es wäre mein Outfit gewesen, oder ich würde die Menschen irgendwie einladen oder so ein Bullshit, vergiss es. Das ist nicht wahr. Frauen fallen ja auch nicht über mich her. Es liegt an dir, Peter, nicht an mir. Du Bitch.

(Den nächsten Textteil habe ich unmittelbar nach einer Situation mit einem solchen Peter geschrieben; mit ca, 2 Flaschen Prosecco intus)

Ich bin gerade auf dem Motzfest. Es ist schön, ich habe Spaß. 99% der Menschen sind toll, ich habe drei wunderschönen Frauen beim Umziehen geholfen. Bevor das komisch kommt, ich Helfer bei einem Kleidungsshop. Ohne Bezahlung, einfach für den Spaß.

Ich weiche ab.

99% der Menschen sind toll, lustig, respektvoll, lgbtq, meine liebste community. Gleich neben der mit der Triskele. Ring der O, naja if you know, you know. Ich traf die 1%. Die 1% in Gestalt eines dicken Mannes mit längeren Haaren als ich. Ich traf ihn, neben dem Laden, als ich da saß, mir Luft zu fächerte und pausierte. Er quatschte mich an, offensichtlich betrunken.
Ich nahm hin, redete, war freundlich, er nuschelte viel und ich habe ein schlechtes Gehör. Tolle Kombination.

Er fragte mich ständig nach meinem Namen, als er ihn dann, beim fünften Mal, verstanden hatte, schrie ihn laut heraus. Schon während des Gesprächs dachte ich, crazy, wie die Männer dich als Frau immer voll anquatschen und denken, das wäre komplett legitim. Aber ich blieb nett, natürlich.

Manchmal brüllte der Mann einzelne Worte, ich fand ihn unangenehm. Sein Kumpel ging pinkeln, der Typ erzählte mir von Evanscene und ich bin mir sicher, dass er diese Band völlig anders aussprach, aber es war mir die Diskussion nicht im Ansatz wert.

Einige unangenehme Sekunden später patschte der dicke Typ auf mein Knie. Und I don’t fucking care ob der Typ dick oder dünn, muskelbepackt oder schmächtig war, es war unangenehm. Grob und Aua. Ich sage nichts. Weil perplex, weil zu schnell. Zwei Minuten später das gleiche Spiel. Ich schiebe seine Hand von meinen Knie.

Nicht aber ohne zu überlegen, ob ich nicht falsche Signale sende, immerhin habe ich es beim ersten Mal zugelassen. Wtf. Und wenn ich ihn 25 Mal mein Knie anpacken lasse, wenn es mir beim 26. Mal unangenehm ist, hat er seine Griffel von mir zu lassen. Let me educate you girls, ein nein ist ein nein. Und es ist scheiß egal, was ihr vorher gemacht habt, ob ihr euch angefasst habt, ob ihr geknutscht habt und selbst wenn ihr beim scheiß bumsen seid und dann keinen Bock mehr habt, dann hat man Grenzen einzuhalten. Hast du kein Bock mehr, hast du kein Bock mehr. Und wenn du vorher schon kein Bock hattest, dann ist es egal, ob du dich drei Mal nicht getraut hast, nein zu sagen, beim vierten Mal hat es genauso viel Gewicht. Ende.

Der Mann redet weiter und weiter, labert mich zu, ich denke darüber nach, wie typisch das ist, Männer die eine Frau zulabern, weil Frauen allgemein als Verständnisvoll und sanftmütig gesehen werden. Ein Phänomen, das mir noch so oft begegnen würde.

Wir sind mittlerweile bei seiner Katze angekommen. Er patscht mir wieder aufs Knie, dieses Mal so grob, das es weg tut, dann schreit er meinen Namen.
Er fragt mich wer ich bin. Ich weiß darauf keine Antwort. Ja, wer bin ich , dass ich sowas zulasse? Ich predige allen Frauen um mich herum, lasst euch nichts gefallen, setzt euch für euch ein und was tue ich? Da sitzen und darüber nachdenken, analysieren, was gerade passiert.

Ich bitte ihn, eine genauere Frage zu stellend, warum eigentlich? Ich will mich nicht mit ihm unterhalten, er ist mir unangenehm. Irgendwann geht er. Er will mich umarmen, ich sage nein. Er schaut mich traurig an. Ich gehe. Ihr denkt, die Story ist damit vorbei. Ha. Ha. Ha.

Es dauert keine zwei Minuten, da steht der Typ wieder in dem Laden, will mich wieder umarmen. Ich ducke mich unter seinem Arm weg und flüchte in den Laden. So, jetzt müsste er es aber verstanden haben. Yeah no. Er kommt nochmal an. Aber ich bin mittlerweile so genervt und auch so gestresst, dass ich ihn anschreie „Dreimal nein ist nein!“ Er geht weg. Ich habe gewonnen. Oder?

Ich neige dazu, viel zu viel nachzudenken, wenn ich alleine unterwegs bin und ich bin in letzter Zeit öfter Mal alleine unterwegs. Ich denke über die Situation nach und ich bereue. Ich bereue dem Mann nicht in Fresse geschlagen zu haben. Denn ich habe gelernt, dass meine Sprache nichts bedeutet, weder meine Worte, noch meine Körpersprache haben gereicht, damit er meine Grenze respektiert. Ich denke darüber nach, dass er ja eigentlich nur eine Umarmung mag. Ich umarme sehr wenig Menschen. Fremde schon gar nicht. Es dauert lange bis ich jemanden umarme. Und eigentlich ist das auch egal.

Denn es ist egal ob er „nur“ eine Umarmung wollte, oder mit mir ficken. Ich wollte nicht und mein aller erstes Nein hätte genug sein sollen. Wie traurig ist denn das bitte, dass ich mich so entmachtet fühle, dass ich über Gewalt fantasiere, um meiner Ohnmacht zu entkommen. Und ich bin nicht die Einzige. Auch andere Autorinnen bekannten sich dazu, regelmäßig mit Gewalt auf grabschende Männer zu reagieren und dass es ihnen hilft, sich empowert zu fühlen.

Es ist einfach egal was ich sage. Das ist das, was ich immer und immer wieder sehe. Und das macht mich so wütend. Ich bin ein Mensch und ich will nicht Gewalt anwenden müssen, um nicht angefasst zu werden. Eigentlich will ich eigentlich auch nicht ständig nein sagen müssen, sondern ja sagen können. Denn nur ja ist ja.

(Ab hier geht es wieder nüchtern weiter)

Zweitsprung, zwei Wochen später, CSD Berlin, ich bin wieder alleine unterwegs. Ich habe Spaß, ich muss es wiederholen, 99% der Menschen sind cool. Aber 1% sind scheiße und diese 1% bestehen zu 80% aus heterosexuellen Männern. Es ist 23 Uhr, ich tanze bei einem der Wagen. Neben mir ein Mann, bestimmt um die 40, hager und er tanzt mit mir. Ich mag Menschen und ich bin gerne kommunikativ. Aber ich bin ungerne nach dem ersten Tanz verheiratet.  Aber genau das passiert. Ein Tanz und der Typ hängt die ganze Zeit an dir dran, quatscht dich voll, auch hier wieder das Problem, nuscheln, Lautstärke und schlechtes Gehör, mittlerweile frage ich nicht mehr nach, es ist mir egal was der Typ mir erzählt. Was mir nicht egal ist, dass der Typ ständig zu mir schaut. Gehe ich ein Stück nach links, folgt er mir. Irgendwann wandert eine große Gruppe und ich verschwinden zwischen ihnen. In solchen Momenten ist klein sein ein wahrer Segen.

Ich gehe pinkeln. Bestimmt gibt es irgendwo Dixiklos, aber die kann man zu so einer Uhrzeit eh vergessen und es gehen sowieso alle in die Büsche nebenanpinkeln. Doch während ich mich so auf die Suche nach einem geeigneten Platz mache, denke ich schon wieder nach. Wie gesagt, dass mache ich viel zu intensiv in diesen Situationen und ich würde echt viel dafür geben, dass ich das lassen könnte.

Jedenfalls gehe ich in das Waldstück und überlege, was, wenn sich da jetzt irgendein Creep versteckt? Oder mir einer folgt? Der Typ von eben? Oder was, wenn mir jetzt zufällig irgendein Psycho begegnet. Und so bleibe ich noch da, wo ich das Licht der Laternen noch sehen kann und ärgere mich darüber, wie viel Leichtigkeit mir genommen wird, einfach nur, weil ich eine Vulvina und Brüste habe. Ich ärgere mich über diesen Bullshit und darüber, dass ich mir eintausend Gedanken machen muss.

Spoiler, es gab keinen Creep, ich lebe noch. Lebe noch und stürze mich in die Menge. Plötzlich tanzt mich ein Homosexueller Mann an. Wir tanzen einen Tanz, danach lässt er mich in Ruhe. Happy Pride my guys. Thats what i’m talking about. Zugegeben, auch da sind nur zwei von der Dreiergruppe cool. Denn der eine holt plötzlich ein Fläschchen hervor, hält mein Nasenloch zu und dich Flasche unter das andere Nasenloch. Jetzt denkt man „Wie kann denn sowas passieren? Das merkt man doch.“ Nein tut man nicht, das geht recht schnell erstens und zweitens rechnet man auch schlicht nicht mit so einer Scheiße.

Ich habe den Typen gefragt was das war, ihn aber, surprise surprise, nicht verstanden. Wahrscheinlich war es Poppers. Ich habe gar nichts gemerkt. Naja, dafür habe ich das wahrscheinlich auch nicht lange genug eingeatmet. Finde ich trotzdem scheiße. Und das schlimme ist, niemand würde mit mir darüber diskutieren, warum das scheiße ist. Niemand würde sagen „Ja, aber du hast ja mit ihm getanzt, er konnte ja nicht wissen, dass du das nicht willst. Und außerdem hattest du ja einen Rock an.“ Und warum nicht? Genau, weil Kleidung und zusammen Tanzen nicht automatisch Drogen einnehmen bedeuten.

Die etwas Schnelleren haben schon begriffen worauf ich hinaus will, für die langsamen hier nochmal ganz deutlich. Nichts was ich tue, kein Outfit, keine Handlung, legitimiert irgendeinen nächsten Schritt, ohne das Gefragt wurde. Und hört mir bloß auf mit „Aber es zerstört das Feeling, wenn er fragt, ob er mich küssen will.“ Du bist einfach nur dahingehend sozialisiert worden, dass das irgendwie romantisch oder heiß ist, weil wir das in Film und Fernsehen so vorgelebt bekommen. Weißt du was aber vor allem das Feeling zerstört? Sexueller Missbrauch. Das ist ein Stimmungskiller.

Mir ist nichts passiert an dem Abend, ich habe, wie gesagt, nichts von der Droge gespürt, mich aber dann auch recht schnell von der Gruppe wegbewegt. Halb eins Nachts, die Party ist vorbei, ich sitze am Straßenrand und überlege, wo mich ein Uber am besten abholen könnte, meine Füße tun weh. Ein Typ spricht mich an, fragt mich, ob ich Feuer hätte, moment, Deja vu?

Er ist ganz nett, bestimmt Mitte dreißig, plötzlich kommen seine Freunde dazu. Er sagt, sie würden gleich weiter ziehen, feiern gehen und fragt, ob ich mitkommen will. Ich frage, wo sie denn hingehen würden, er sagt Busche Club. Ich sage, dass ich kein Geld mehr habe, er sagt, dass sei kein Problem, sein Kumpel Ronny bezahlt. Ich frage, wie sie denn zum Club kommen wollen, (Ja, ich gebe zu, ich hätte nicht fragen sollen, ich war schlicht neugierig) sie sagen, mit Öffi, aber sie müssten noch kurz zum Auto, seinen Rucksack holen. Ich lehne dankend ab, ich bin ja auch schon müde. Aber er findet mich doch so süß und sein Kumpel würde alles bezahlen, ich müsste mir keine Gedanken machen. Ich lehne erneut ab, wünsche ihnen viel Spaß. Sie wiederholen, dass ich gerne mitkommen kann, ich sage erneut nein, sie ziehen weiter.

Ich glaube nicht, dass mir die Gruppe was getan hätte. Aber in meinen Gedanken spulten sich schon die schlimmsten Horrorgeschichten ab. Erstens, Ronny bezahlt? Ganz schlecht, am Ende will der Sex, weil er meine Getränke bezahlen würde. Oder der holt mir was und macht was in mein Getränk. No way. Und die Nummer mit dem Auto? Ganz gefährlich. Wie schnell liege ich da tot im Wagen? Oder schlimmer.

Ich sitze noch eine Weile am Straßenrand und beobachte die Menge. In meiner Hand ein widerlicher Becher Vodka Soda, wie kann ein so cool klingendes Getränk so widerlich sein? Plötzlich setzen sich drei junge Männer zu mir. Inder, Ingenieurstudenten, wie sie mir erzählen.  Wir unterhalten uns auf Englisch, ich gebe dem einen Typen Beziehungstipps. Denn, so ist das, als weiblich gelesenes Mitglied dieser Gesellschaft. Ich bin dazu da, Sorgen und Nöte aufzufangen und abzufangen. Ich bin dazu da zuzuhören.

Der Abend endet langsam, einer der Typen erklärt mir, dass er LSD genommen hat und ich nun aussehe wie der Teufel. Passend, eigentlich. Ich berate sie schließlich noch bei der Wahl ihres Hundes, ein Kampfhund ist nämlich eine blöde Wahl für einen ersten Hund, dann fahre ich mit dem Uber nach Hause.

Update, drei Wochen sind vergangen, ich war mittlerweile auch beim CSD Hamburg. Aber ich war nicht bis abends da, Mama war dabei. Wir haben gelacht, getanzt und Spaß gehabt und am Ende des Tages muss ich sagen. Die Queere Community ist meine allerliebste Community, ich freue mich auf den nächsten Pridemonth und werde trotz allem zu so vielen Queeren Festen wie möglich gehen. Denn am Ende des Tages sind das unangenehmste an Pride Heterosexuelle Männer.